Medienzentrum, Wien

Wien, 2012

Neubau Medienzentrum Wien

Absorption/Reflexion

Kernidee ist die Transformation der hochgradig technischen Bestimmtheit der Bauaufgabe ins Sinnliche und Künstlerische, um die mediale Heterogenität des Innenlebens zu verkörpern. Das Thema der akustischen Absorption und Reflexion wird bildhaft-visuell über Fassadengläser unterschiedlichen Verspiegelungsgrades nach außen getragen, und so wortwörtlich in die Reflexion des Betrachters gehoben. Innen wird das Fluchtstiegenhaus in einen diagonalen Raum sequentieller filmischer Bewegungsbilder transformiert. Die Trompete als ein Raum im Raum, eine „Hochgeschwindigkeitskommunikationstreppe“, verbindet alle Geschosse miteinander sowie das Innere mit dem außenliegenden Park.

Bruttogeschoßfläche: 5.500m²
Netto-Baukosten: € 12,50 mio.

Projektbeschreibung

Städtebau

Der Baukörper nimmt die Linearität des bestehenden Gesamtensembles in sich auf und ist auf den Park ausgerichtet. Durch eine eingeschossige Absenkung mit rundumlaufendem Belichtungsgraben ist die Gebäudehöhe auf 14m (Keller, Subterrain, Hochparterre, 2 Obergeschosse) gehalten, was der Höhe des gegenüberliegenden Gebäudes entspricht. Die vorgesetzte Fassade mit Glaselementen unterschiedlichen Verspiegelungsgrades bewirkt eine stark bildhafte Wahrnehmung des Gebäudes, wobei Bestand und Innenraum miteinander verschmelzen.

Baukünstlerischer Ansatz

Fassade
Die der Entwurfsaufgabe zugrunde liegende enge Verschränkung von technischen und künstlerischen Aspekten wird über die Inszenierung des Themas Reflexion bzw. Absorption hervorgehoben. Dem Baukörper wird eine Fassade mit Glaselementen von unterschiedlichem Verspiegelungsgrad vorgesetzt. Der technische Aspekt präzise gesteuerter akustischer Reflexion und Absorption wird künstlerisch ins Visuelle transformiert. Die subtile Entmaterialisierung des Volumens erzielt einen Verfremdungseffekt in der Wahrnehmung und ermöglicht eine künstlerische Reflexion des vordergründig rein Technischen. Die Fassade erfüllt jedoch selbst einen technischen Zweck, indem sie als Schallschutz für den ungestörten Unterricht dient. Eine Verwandtschaft von Akustischem und Visuellem wird durch die gemeinsame Nutzung (Film und Ton) unterstrichen.

Grundriss
Die Haupterschließung, die Trompete, ein raum-, blick und schallbrechendes Element verbindet alle Geschosse untereinander sowie mit dem Gemeinschaftsbereich. Dabei formt die Trompete einen beschleunigten und der Gemeinschaftsraum einen entschleunigten Verbindungsraum zum bestehenden Park aus. Es entsteht eine offene, bewegte und belebte Mitte, die zwei geradlinige Zeilen mit nach außen orientierten Nutzräumen voneinander trennt. Die Trompete als ein Raum im Raum funktioniert zugleich als verbindender und trennender Raum. In Summe resultiert ein differenzierter Innenraum mit sequenziellen Blickpunkten, anstelle von öden schlecht belichteten Gängen. Über Lichtumlenkungsgläser am Dach gelangt das Licht tief bis ins Subterrain.

Funktionalität

Die Institute sind geschossweise zugeordnet, wobei sich die Filmakademie und das Institut für Komposition zusätzlich das Erdgeschoss teilen. Dies ermöglicht die geforderte Abtrennbarkeit der Institute. Dabei wird der Gemeinschaftsraum der Filmakademie zugeordnet, was deren geringfügige Flächenunterschreitung kompensiert. Der verbindende Raum öffnet sich folgerichtig zum die Sinne verbindenden Medium Film. Eine zweite südlich gelegene Stiege dient als zweiter Fluchtweg und interne Verbindung.

Ökonomie und Ökologie

Der gesamte Baukörper ist kompakt gehalten, da ein optimiertes A/V Verhältnis geringere Bau- und Betriebskosten zur Folge hat.

Abweichungen vom RFP

Aus den außen liegenden Zeilen an Nutzflächen und den innenliegenden überhohen Sälen innerhalb des kubischen Gesamtkörpers resultiert ein Negativvolumen, das geschickt als Gemeinschaftsfläche ausformuliert wird. Diese Fläche verbindet die Geschosse und schafft mittels variierender Ausrichtung und Raumhöhe differenzierte Aufenthaltsräume. Zusätzlich sind im Subterrain den Sälen großzügige Aufenthaltsflächen zugeordnet. Daraus ergeben sich in Summe 400m² Aufenthaltsflächen bei knapp 250m² Flächenüberschreitung in Bezug auf die Schätzvorgabe des RFP.

Ausstattungs- und Materialbeschreibung

Im Vordergrund steht ein Dialog weniger Grundmaterialien. Die Fassade besteht aus rhythmisch gegliederten verspiegelten Glaselementen. Die massiven Bauteile wie die Trompete, die Brüstungen, Stege und andere Bauteile sind in ockerweiß verspachteltem Beton ausgeführt. Die Trennwände und die akustischen Absorber bestehen aus Holz.

Statik

Fassade und innerer Abschluss der beiden Netzraumblöcke bilden die vier primären statischen Achsen aus. Die Lastabtragung ist dabei in Wandscheiben und Stützen aufgelöst. Der fassadenseitige Sturzträger verhindert die Deckendurchbiegung. Im Inneren tragen Hauptschächte, Saalwände, Dachträger und Trompete im Verbund.

Brandschutz und Fluchtwege

Die Trompete sowie die Nebenstiege bilden zwei durchgehende Fluchtstiegenhäuser aus, die von allen Räumen innerhalb von 40m erreichbar sind. Das Kellergeschoss bildet einen eigenen Brandabschnitt aus. Von den vier oberirdischen Geschossen werden neben den Fluchtstiegen die Säle und die Nutzräume im Subterrain als Unterbrandabschnitte abgezogen. Somit verbleibt der restliche Großraum als ein Brandabschnitt unter 3000m² mit Brandmeldeanlage.

Nachweis Stellplätze

Die Stellplätze bleiben in der derzeitigen Anordnung bestehen.

Nachweis Gebäudehöhe und Gebäudeabstände

Bei einer Gebäudehöhe von 14,25m und einem Abstand zu den seitlichen Bestandsgebäuden von 13m ist der direkte Lichteinfall in einem Winkel von 45° auf einer Höhe von etwa einem Meter (Sitzhöhe Arbeitsplatz) gegeben.